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Standort Zwenkau

Zwenkauer Maschinenfabrik, Ing. O. E. Müller, Spezialfabrik für Elektro-Werkzeuge, Zwenkau
Leipziger Straße 158     (1946-1954)
 
Zwei Jahre nach dem Krieg bringt das Unternehmen seine bebilderte Preisliste E 2/47 heraus. Es wird mit langjähriger Erfahrung in der Konstruktion von Maschinen geworben. Darin acht verschiedene Typen von Bohrmaschinen, ein Bohrständer und verschiedene Schleifmaschinen.
Bereits hier wird der Markenname „Electric“ verwendet.
 

 
Abb.1 und Abb.2: Preisliste von 1947
Staatsarchiv Leipzig StA-L  20242 Industrie- und Handelskammern Nordwestsachsens, Nr. 2592

 

Im Jahr 1956 erscheint ein 8 Seiten DIN/A4 farbiges Werbeprospekt mit dem Gesamtprogramm. Man wirbt mit Export und unterhält Kontakte u.a. nach Belgien, Portugal, Türkei, Indien, Irak, Chile und Paraguay.
 

 

 

 

 

Abb.3 - Abb.10: 8 Seiten DIN/A4 Werbeprospekt (1956)
 
In einer Werbeanzeige von 1959 des „Zwenkauer Kulturspiegel“ ist zu erfahren, dass das Unternehmen inzwischen mit staatlicher Beteiligung arbeitet.
Privatunternehmen in der DDR hatten nicht selten Liquidationsprobleme, da Bankkredite für sie schwer zu bekommen waren. Der Staat versuchte, mit Beteiligungen mehr Einfluss auf die Unternehmensleitung zu gewinnen.
In der Folge entstanden, wie auch hier, sogenannte Kommanditgesellschaften (KG).
 

 

 

 
Abb.11: Werbeanzeige Zwenkauer Kulturspiegel  1959
 
 


Zwenkauer Maschinenfabrik KG, Zwenkau (1959)

Zwischen 1960-1976 erfolgten mehrere Anträge auf die Bereitstellung von Valutamitteln sowie die Eintragung, Anmeldung und Verlängerung von Warenzeichen und Schutzrechten im Ausland für die Eigenmarke „ELECTRIC“.
Die Volkswirtschaftsplanung der Jahre 1970-1972 brachte nicht nur diesem Betrieb klar gesteckte Planauflagen und Planpräzisierungen, zu denen die Betriebsgewerkschaftsleitung (BGL) Stellungnahmen abzugeben hatte.

Im April 1972 hatte der Rat des Bezirkes Leipzig auf seinem Bezirkstag beschlossen, das Unternehmen von einem Betrieb mit staatlicher Beteiligung (BSB) in einen Volkseigenen Betrieb (VEB) umzuwandeln.
Um weitere Geldmittel zu erhalten, wurden der Industrie- und Handelsbank der DDR, Bezirksdirektion Leipzig Abschlussbilanzen, Bilanzbestätigung und Feststellungsbescheide übergeben.
 



VEB Zwenkauer Maschinenfabrik Zwenkau / Leipzig – DDR (1972)

Abb.12: Briefkopf VEB Zwenkauer Maschinenfabrik 1978
 

Am Ende eines jeden Jahres hatte das Unternehmen nun regelmäßig eine Finanzberichterstattung an den Rat des Bezirkes Leipzig abzuliefern. Darauf erhielt man die Planentwürfe für das kommende Jahr.
Den Anschein von Beteiligung und Mitbestimmung sollten die Belegschaftsversammlungen erwecken, die wie bspw. in einem Papier vom Juni 1973 protokolliert wurden.
Das Bezirksvertragsgericht Leipzig beschäftigte sich von 1977-1979 mit der Unterstellung als Betriebsteil zum VEB Spezialelektrowerkzeuge Neustadt/Sachsen, die am 22. Dezember 1981 wirksam wurde. Zuvor wies man am 01. Dezember 1978 von dort die Zusammenlegung des  VEB Armaturenguß Meuselwitz und des VEB Bergbauausrüstungen mit dem VEB Zwenkauer Maschinenfabrik zum VEB Zwenkauer Maschinenfabrik an.

Nun firmierte das bis dahin eigenständige Unternehmen wie im nachfolgenden Bild ersichtlich nur noch als Betriebsteil (BT). Immerhin gewann es dadurch aber den Zusatz „Betrieb der vorbildlichen Ordnung, Sicherheit und Disziplin".

Abb.13: Briefkopf VEB Spezial-Elektrowerkzeuge Neustadt Betriebsteil Zwenkau
 

 

Für das Jahr 1978 liegt eine Exportberichterstattung NSW (nicht sozialistisches Wirtschaftsgebiet) an den Rat des Bezirkes Leipzig vor. Der Betrieb war einer von mehreren ausgewählten Betrieben des Wirtschaftsrates des Bezirkes, der seine Exportzahlen den staatlichen Leitungsorganen offenzulegen hatte.

Abb.14: Führungstisch für Winkelschleifer ELECTRIC
Sächsisches Staatsarchiv, 33330 WMW-Export - Import, Volkseigener Außenhandelsbetrieb der DDR, Werbung Karl-Marx-Stadt, Nr. 508
(Zu benutzen im Staatsarchiv Chemnitz) 6 Positive color Registratursignatur: [8.2]

 

Zum Schluss wurden hauptsächlich Winkelschleifer und Polierer hergestellt. Damit war man das größte und einzige Unternehmen seiner Art in diesem Geschäftsfeld und der gesamten DDR.
Die politische Wende bedeutete, wie für viele andere auch, eine Zäsur.
Versuchte man anfänglich sich den neuen Marktbedingungen anzupassen, wurde jedoch schnell klar, dass die über Jahrzehnte relativ unveränderten Produkte nicht wettbewerbsfähig waren und die veralteten Produktionsanlagen hohe Investitionen erforderten. Die Winkelschleifer waren viel zu schwer und hatten auch wegen der Vielzahl der plötzlich auftretenden Mitbewerber keine Chancen auf dem Markt. Die Konsumenten bevorzugten nun Flex, Bosch, Metabo etc. und die noch 1990 gegründete Zwenkauer Maschinenfabrik GmbH, im Aufbau, Zwenkau mit deren damaligen Geschäftsführer Bernd Schumann wurde als Zwenkauer Maschinenfabrik GmbH in Schwerin, Gesellschaft mit beschränkter Haftung, HRB 727 Amtsgericht Leipzig  durch die Gesellschafterversammlung vom 29. Oktober 1991 bereits wieder aufgelöst und anschließend liquidiert.


 
Typenauflistung (unvollständig)

 
  • Elektro-Winkelpolierer ELECTRIC WP 700/I Langsamläufer 220V,/125V, 700W, 800U/min. 5,2 Kg
  • Elektro-Winkelpolierer ELECTRIC WP 702/I Schnelläufer 220/125V, 3,5A, 700W, 3000U/min. 5,2 Kg, 175 mm (beide Geräte kosteten 1983 ohne Zubehör jeweils 500.- Mark IAP – Industrieabgabepreis)
  • Winkelschleifer ELECTRIC 1200/J 180mm, 220/125V, 5,8A, 1200 Watt, 8100 U/min, 5,4Kg
  • Winkelschleifer ELECTRIC 1400/I  220V, 1400W, 8400U/min. Motorgehäuse aus Metall
  • Winkelschleifer ELECTRIC 1401/J  220/125V, 1400W, 8500U/min. 6,6A max. 180mm Kunststoffgehäuse
  • Winkelschleifer ELECTRIC 1406/J  220/125V, 6,9A, 1400Watt, 6000U/min, 230mm, 6,1Kg
  • Winkelschleifer ELECTRIC 1600/J  220V, 7,8A, 1600 Watt, 8100 U/min, 180mm, 5,7Kg
  • Winkelschleifer ELECTRIC 1606/J 220V, 7,8A, 50Hz, 1600Watt, 6600U/min, 5,7Kg, 230mm, 5,7Kg


Besonderer Dank gilt Herrn Dietrich Wünschmann, ehrenamtlicher Stadtchronist der Stadt Zwenkau.