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Man kann über die Planwirtschaft denken, was man will. Auch sie folgte in der DDR einer bestimmten Strategie, die zugegebener Maßen dem permanenten Mangel geschuldet war und der Systemkonkurrenz nicht standzuhalten vermochte. Es setzte sich ab den 1970er Jahren ein Modulsystem bei Elektrowerkzeugen durch, welches mit einem Grundgerät (Bohrmaschine) und einer Vielzahl von Anbaugeräten an Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit ihres Gleichen suchte. Ein relativ in sich abgeschlossener Markt lies Konkurrenz im eigenen Land nur soweit zu, wie Angebot und Nachfrage es erforderlich machten.. Die Mangelwirtschaft war in diesem Sinne auch ein Garant gegen eine grenzenlose Umweltzerstörung im Gegensatz zu grenzenlosem Wachstum und Ressourcenverbrauch. Die Elektrowerkzeuge waren auf Langlebigkeit und Zuverlässigkeit ausgelegt. Heute in der Werbung zu einer Phrase verkommen, hatten die Wirtschaftslenker der DDR kein Interesse an Wegwerfprodukten, da die Produktionszahlen dem Bedarf nicht nachkamen. Privatwirtschaftliche Unternehmen wurden bis auf wenige unbedeutende Ausnahmen Anfang der 1970iger Jahre enteignet und in sogenanntes „Volkseigentum“ (VEB) umgewandelt. Dies war eine fatale Entwicklung, fehlte doch fortan das unternehmerische Interesse an bestimmten marktwirtschaftlichen Grundvoraussetzungen wie Rentabilität und Liquidität. Ideologische Lenker, die zentral Einfluss auf die Geschicke von Unternehmen nahmen und bestimmend über deren Wohl und Gedeih entschieden, haben wie die Geschichte es lehrt, zum Untergang geführt. Auch die DDR brauchte dringend Devisen da Ihre Währung auf dem Weltmarkt nicht konvertibel war. Sie musste sich deshalb dem sogenannten NSW (nicht sozialistischem Wirtschaftsgebiet) andienen und konnte dort weniger mit der Qualität ihrer Produkte als vielmehr mit billigen Preisen punkten. Die Exportzahlen bei Elektrowerkzeugen machen deutlich, dass teilweise mehr als fünfzig Prozent der Gesamtproduktion exportiert wurde. Anerkennung verdient die Kreativität, die Opferbereitschaft und der Erfindergeist der Anfangsjahre. Im Gegensatz zu einem Marschalplan, der der jungen Bundesrepublik wirtschaftlich schnell wieder auf die Beine verholfen hatte, kämpfte die ostdeutsche Industrie mit den Reparationsleistungen, die sie an die Russen zu leisten hatte. Nicht nur, dass diese ganze Betriebe abbauen ließen und in die Sowjetunion verbrachte, nein sie forderte überdies von einzelnen Unternehmen auch noch die Lieferung ihrer Produkte in manchmal unmöglichen Stückzahlen. Stromausfälle, Materialknappheit, Fachkräftemangel durch Abwanderung in die Westzonen waren äußerst schlechte Startbedingungen. Doch bestimmt bis heute dieses kollektive Erleben die Mentalität vieler Ostdeutscher. Nach der Wende hat die von der Bundesregierung eingesetzte Treuhandanstalt viele bekannte ostdeutsche Betriebe an westdeutsche Unternehmen sprichwörtlich verhökert. Die heute zeitweilig wieder aufgekommene „Ostalgiewelle“ ist auch ein Ausdruck der viel zu billig preisgegebenen Identität vieler Ostdeutscher für ein paar D-Mark. Die zentralistischen Bestrebungen der Planwirtschaft sind ein Grund warum die Elektrowerkzeugbranche der DDR im Laufe der Zeit an Innovationskraft verlor. Den fünf größten Unternehmen wurden schwerpunktmäßig folgende Bereiche zugewiesen: Sebnitz-Bohrmaschinen für Heimwerker, Eibenstock-Bohrmaschinen für Handwerk und Industrie, Zwenkau-Winkelschleifer, SEW Neustadt-Holzbearbeitungsmaschinen (Handkreissägen, Stichsägen, Kettensägen, Schleifgeräte, Hobel, Parkettschleifer u.s.w.) GTL Galvanotechnik- Doppelschleifstein. Im Laufe der zweiten Sozialisierungswelle ab 1972 wurden fast alle Industriebetriebe, die noch privat oder halbstaatlich waren, in VEB umgewandelt. Die politische Weichenstellungen erfolgte auf der 4. Tagung des Zentralkomitees der SED im Dezember 1971.
Eines haben DDR Elektrowerkzeuge gemeinsam. Sie waren, wenn auch im internationalen Vergleich nicht unbedingt führend in Design, Ergonomie und Motorleistung, so doch technisch gut durchdacht und auf Langlebigkeit konzipiert. Sie sollten einfach zu reparieren, lange haltbar und möglichst universell einsetzbar sein.
Das mussten auch die zahlreichen Abnehmer im Westen und im Rest der Welt so gesehen haben, denn selbst eine Firma Bosch war sich nicht zu fein Geräte aus DDR-Produktion im Programm zu haben.
Dass es nach mehr als drei Jahrzehnten nach ihrem „Untergang“ noch sehr viele , manchmal sogar unbenutzt, davon gibt, sie oft heute noch tadellos funktionieren, erklärt sich aus folgender Tatsache.
Nicht riesige Produktionszahlen, auch nicht unendliche Haltbarkeit sind der Grund. Nach der Wende wollte sie einfach keiner mehr haben, weil der „Westmarkt“ nun für besser gehalten wurde.
Das stimmte hinsichtlich der größeren Bandbreite und der scheinbar unendlichen Verfügbarkeit auch. Doch verschwanden sie aus heutiger Sicht zu Unrecht in Schränken, in Kellern und auf Dachböden.
Zum Wegschmeißen waren sie, weil ja die eingeimpfte Mentalität ihrer Besitzer das verhinderte, einfach zu schade.
Die Geschichte der Elektrowerkzeugbranche in der DDR ist fast ausnahmslos identisch. Die Lenkungsfunktion von Staats- und Parteiführung war für alle Betriebe „alternativlos“.
Wenige waren sehr früh nach Gründung der DDR bereits sogenannte VEB, volkseigene Betriebe. Anfänglich enteignete die sowjetische Besatzungsadministration einige Vorgängerfirmen oder ließ ganze Betriebsanlagen als Reparationsleistung demontieren.
Privateigentum im wirtschaftlichen Kontext wollten die Machthaber im Sozialismus nicht dulden.
Über den Umweg von finanzieller staatlicher Beteiligung mit Hilfe der Deutschen Investitionsbank der DDR und Umwandlung in eine KG (Kommanditgesellschaft) als Übergangsschritt zur kompletten Verstaatlichung und gleichzeitiger Enteignung der bisherigen Eigentümer, suchte und fand der DDR-Staat den Weg zur vollständigen Kontrolle über die bis dato sich unter Leitung von Privatiers befindlichen Unternehmen. Dabei wurde der aus Gewinnerzielungsabsicht, als hauptsächlicher Triebkraft, handelnde und damit oft erfolgreiche Unternehmer aus seinem Betrieb gedrängt.
Die danach mit dem „Volkseigentum“ Betrauten kannten und brauchten diese Motivation im Grunde nicht.
In der weiteren Entwicklung wurden die einzelnen volkseigenen Betriebe zu Kombinaten zusammengefasst. Zentrale Koordination, eine schlecht funktionierende Planwirtschaft, gepaart mit Pseudo-Wettbewerbsinitiativen, haben bis zum System-Zusammenbruch eine verheerende Wirkung entfaltet. Nicht selten wurde auf Verschleiß gefahren, weil für notwendige Investitionen und Innovationen zu wenig oder keine Mittel zur Verfügung standen.
Exportiert wurde unter dem Zwang Devisen zu erwirtschaften alles was ging. Gab es im eigenen Land keine Konkurrenz, bekam der real existierende Sozialismus sie auf dem freien Weltmarkt extrem hart zu spüren. Da zählte nur Wettbewerbsfähigkeit und diese versuchte man in der Regel über den Preis zu erlangen.
Der Absatzmarkt im Inland musste sich hinter den Exportgeschäften hinten anstellen. Selbst Häftlinge, zwang man in den Gefängnissen Exportprodukte herzustellen.
Ein Hohn für jeden Ostdeutschen musste es dann sein, die Produkte, die er nicht in den Läden bekam, in Westdeutschen Versandkatalogen zu finden oder im sogenannten Genex-Katalog gegen Westgeld erwerben zu dürfen.
Nach der politischen Wende und dem Anschluss der ehemaligen DDR an die Bundesrepublik stürzten sich einige bekannte westdeutsche Unternehmen mit Hilfe der Treuhandanstalt auf die mehrheitlich maroden DDR Betriebe. Es ist nicht nur Nächstenliebe für die ostdeutschen Brüder und Schwestern gewesen, die sie dazu veranlasste sich dem „Schrott“ anzunehmen. Niemand wollte neue Konkurrenz neben sich erblühen sehen. Die Treuhand verscherbelte die meisten unter Benachteiligung der ehemaligen Eigentümer oder Beschäftigten. Bis auf zwei Standorte der ehemaligen DDR sind alle anderen der Elektrowerkzeugbranche von der Bildfläche verschwunden.
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