VEB Mansfeld Kombinat Wilhelm Pieck
Werk für Anlagen- und Gerätebau , Markt 57, 4250 Lutherstadt Eisleben DDR
Im Oktober 1980 wurde auf dem Gelände des ehemaligen Fortschritt-Schachtes, wo bis 1966 Kupferschiefererz gefördert wurde, mit dem Bau neuer Gebäude für den Handbohrmaschinen-Betrieb begonnen. Die natürlichen Bedingungen für den Kupferbergbau hatten sich für das Mansfeldkombinat immer weiter verschlechtert. Deshalb erlangte auch die im Grunde branchenfremde und dem eigentlichen Kerngeschäft nicht verwandte sogenannte „Konsumgüterproduktion“ immer mehr an Bedeutung.
Ursprünglich wurde der Plan einer Lizenzproduktion von Bohrmaschinen aus dem Werkzeugkombinat Schmalkalden verfolgt. Gleichzeitig wurde zu den westdeutschen Unternehmen Bosch und Black & Decker Kontakt aufgenommen. Doch schnell wurden all diese Bemühungen gegenstandslos und eine Eigenentwicklung auf der Grundlage von Konstruktionsentwürfen aus der DDR entstand.
Man betraute den Maschinenbau-Ingenieur Gerhard Winkler mit dem Aufbau und der Leitung des neuen Betriebsteils und in der Folge entstand eine für damalige Verhältnisse sehr moderne Produktionsstätte für Heimwerker-Bohrmaschinen. Die Motorleistung mit anfänglich 360 Watt nahm sich eher bescheiden aus gegenüber den bereits auf dem DDR Markt produzierten Geräten vergleichbarer Bauweise. In die neu errichteten Produktions- und Montagehallen stellte man aus der Schweiz importierte Fertigungsaggregate und kombinierte die mit eigenen vom Werk Anlagen und Gerätebau zu einer
automatisierten Fertigungslinie.
Hinzu kam der Aufbau von Vertragsbeziehungen zu anderen Betrieben, weil man nur 180 der insgesamt 279 benötigten Einzelteile selbst herstellen konnte. Bei den übrigen war man auf Zulieferungen von 80 Partnern angewiesen, u. a. vom Walzwerk Hettstedt und dem Leichtmetallwerk Rackwitz, dem Werkzeugbau Doberschau, der Feilenfabrik Sangerhausen und von Metaplast Quedlinburg.
Arbeiter, die aus anderen Bereichen des Kombinats in den Bohrmaschinenbetrieb wechselten, mussten für ihre neue Tätigkeit entsprechend ausgebildet und geschult werden.
Die von staatlicher Seite verordnete zusätzliche Produktion am Standort Eisleben galt als Musterbeispiel für die erfolgreiche Umsetzung des Konsumgüterprogramms. Solche „Ehren“ erwiesen sich bei der Bewältigung von Problemen in der damaligen DDR oft als hilfreich.
Im April 1981 wurde der Prototyp der Handbohrmaschine HB 10-1 vorgestellt und im Juli 1982 lief die Serienproduktion an.
Noch im selben Jahr wurden 8000 Handbohrmaschinen ausgeliefert , bis 1988 folgten weitere 492 Tausend, neben der HB 10-1, seit 1986 auch die Schlagbohrmaschine SB 10-1, die als leichteste von allen galt.
Angeknüpft werden sollte auch an die bereits in die Jahre gekommene Multimax Serie des VEB Elektrowerkzeuge Sebnitz. Darum wurde der dort verwendete 40 mm Spannhalsdurchmesser übernommen, sodass Kunden die zahlreichen Multimax- Vorsatzgeräte verwenden konnten. Für den sich aber bereits auch international etablierten Eurospannhals mit 43 mm lieferte das Unternehmen den Adaptersatz AS10.2
Das Getriebe wurde mit einer Rutschkupplung vor Schäden durch Blockieren geschützt und die kleine Maschine erfreute sich schnell wegen ihres Leichtgewichts und ihrer Handlichkeit großer Beliebtheit. Auch an einem Thermoschalter, welcher den kleinen Motor vor Überlastung schützen sollte, ließ man es nicht fehlen.
Ab 1985 wurden Bohrmaschinen exportiert, vor allem nach West- und Südeuropa. Ein Jahr später wurde eine Lizenzproduktion in Frankreich aufgebaut.
1988 zählte der Betrieb rund 270 Beschäftigte.
Nach der Wende wurde die Bohrmaschinenproduktion in der nun umbenannten Mansfeld unitec GmbH komplett eingestellt.
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Abb. oben: Bohrmaschine SB 10-1 Abb. rechts: Bohrmaschine HB 10-1 |
| Typenübersicht: (unvollständig) |
| - Bohrmaschine HB 10-1 220V, 360Watt, 1140U/min. max.10mm
- Bohrmaschine HB 10-2 220V, 360Watt, 900/1200U/min. 2Gang
- Bohrmaschine HB 10-1E mit elektron. Drehzahlregelung (Vollwellensteuerung) 220V, 360Watt
- Schlagbohrmaschine SB 10-1 220V, 360 Watt 1900 U/min. Gewicht (ohne Bohrfutter u. Kabel) 1,6 kg
- Schlagbohrmaschine SB 10-1E 220V, 380W,1250U/min. max.10mm
- Schlagbohrmaschine SB 10-2 220V, 360Watt 700/2100U/min. Gewicht (ohne Bohrfutter u. Kabel) 1,9kg
- Schlagbohrmaschine SB 10-2E 220V, 360Watt, 665/1993 U/min. max. 10mm
- Schlagbohrmaschine SBM 10/2.2 220V, 400Watt, 1150/3470 U/min.
- Schlagbohrmaschine SBM 10/2.2 Erl. 220V, 400Watt, 0-700/0-2100U/min
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