Hervorgegangen ist das Unternehmen aus der Firma Gross-Motorenwerke (GMW), einem Hersteller von Elektromotoren, der im Jahr 1918 in Berlin von Friedrich Gross gegründet worden war. Im Jahr 1943 wurde ein Teil wegen Bombentreffern der Produktionsstätte nach Neustadt in Sachsen verlegt. Hier begann man nach 1945 zuerst mit der Produktion von Feuerzeugen, Stanznägeln, Schraubstöcken, Spindeln für Hobelbänke und später auch wieder mit Elektromotoren.
Unter Leitung des Stiefsohnes des Firmengründers Dipl. Ing. Ökonom Herbert Kreuzahler und Ing. Ernst Reimann als Komplementär und technischem Leiter wurde 1948 die erste Elektro- Handkreissäge hergestellt. Im Dezember 1950 kaufte Kreuzahler den verschuldeten Betrieb, der zuvor noch von einem durch die staatlichen Behörden eingesetzten Treuhänder verwaltet wurde.
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Abb. oben: Fritz Gross Kettenstemmer 1951,
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![]() | Abb. links: Fritz Gross Scheibenschneider wahrscheinlich ein Prototyp undatiert Foto Museum Hofmühle Langburkersdorf, Neustadt Sachsen |
Ab 1956 hatte sich der nun mit staatlicher Beteiligung arbeitende Betrieb zu dem bedeutendsten Hersteller von Elektrowerkzeugen für Holz bearbeitende Berufe wie Tischler, Zimmerer aber auch für die Kunststoff- und metallverarbeitende Industrie entwickelt. Bisher wurde das Exportgeschäft in eigener Regie abgewickelt, was in der DDR ein Novum darstellte. Später übernahm dann die DIA WMW-Export Kontor 05 aus Berlin diese Aufgabe. Am ursprünglichen Standort Promenadenweg 4 entstanden neue Fertigungsgebäude und die Anzahl der Beschäftigten stieg auf nahezu 300 Personen.
Der folgende Katalog aus dem Jahr 1959 zeigt in einer loosen-Blatt-Sammlung das aktuelle Produktprogramm.
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Abb folgt... |
Abb: Zimmereibohrmaschine Typ HB |
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Abb folgt... |
Abb: Tragbarer Schleifmotor S219 |
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Für die Jahre 1962-1964 wird ein weiterer Katalog herausgebracht.
Auszug aus dem Katalog 1962-1964 (Einzelblätter) |
Auszug aus dem Katalog 1965 |
VEB Spezialelektrowerkzeuge 8355 Neustadt / Sachsen Promenadenweg 4 ( SEW)
Die Verstaatlichung 1972 enteignete die bisherigen Eigentümer und führte gleichzeitig zum Verlust des alten Namens und der Marke Fritz Gross. Mittlerweile exportierte man seine Produkte in 25 Länder. Der Betrieb wurde dem VEB Kombinat Holzwerkstoffe-Beschläge-Maschinen (HBM) Leipzig zugeordnet.
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Abb. oben: Prospekt Handkreissägen 1974 |
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Wie allgemein üblich wurden bestimmte Einzelteile der hergestellten Geräte von Fremdfirmen gefertigt. Druckgussteile kamen aus Heidenau bei Dresden. Spezielle Teile aus Sandformguss lieferte eine Gießerei aus Sebnitz. Schalter kamen vom VEB ETS Geräteschalterbau Sonneberg und natürlich auch vom VEB Schalterbau Sebnitz. Letztere waren auch schwer zu übergehen, wohnte deren Chef doch im Promenadenweg in Neustadt schräg gegenüber. Und da kurze Transportwege und guter, persönlicher Kontakt auch schon immer etwas für sich hatten, lag es nahe, sämtliche Kohlebürsten von der Firma Max Fuchs Elektrokohle, Sebnitzer Straße 24 in Neustadt zu beziehen.
Bei der Weiterentwicklung von Metall- zu Kunststoffmotorgehäusen hinkte man der allgemeinen Entwicklung hinterher. Es wurden deshalb zu Beginn der 1970iger Jahre zuerst schutzisolierte Geräte entwickelt.
Dabei fand schon seit 1963 bei der Winkelstichsäge WS40 der Bohrmaschinenmotor EBs4 von AMD Arthur Müller Dresden Verwendung. Später folgte die Kettensäge ES400 mit einem 1400 Watt Winkelschleifermotor der Zwenkauer Maschinenfabrik. Für den Schwingschleifer HVS210 lieferte der VEB Elektrowerkzeuge Sebnitz den Motor einer Bohrmaschine. Bei der Geradstichsäge St251 endlich wurde der Antriebsmotor des Winkelpolierers WPO175 bzw. der Winkelbohrmaschine EWB16 aus Eibenstock verwendet.
Auch im Westen Deutschland gab es Kooperationen unter den Herstellern und einer baute für den anderen ganze Maschinen. Galt es dort mehr der Abrundung des Produktprogramms, war es hier das Ergebnis sozialistischer Planwirtschaft und einer dringenden, wirtschaftlichen Notwendigkeit geschuldet.
Etwas hatte sich gegenüber früher verändert. Eine Lieferung ab Herstellerwerk war nicht mehr möglich. Die Belieferung der Industrie- und Handwerksbetriebe hatte durch die Fachgeschäfte der Handelskontore zu erfolgen. Später übernahm dies der VEB Maschinenbauhandel Fachabteilung Werkzeuge. Den Bevölkerungsbedarf deckten, soweit möglich, die staatlichen und genossenschaftlichen Verkaufsstellen des Einzelhandels.
Im Dezember 1981 wurde der VEB Zwenkauer Maschinenfabrik dem VEB Spezialelektrowerkzeuge Neustadt als Betriebsteil unterstellt.
Innovation durch Inspiration. Funktionalität und Design mussten weiter entwickelt werden. So wurde vornehmlich auf der Leipziger Messe registriert, was Unternehmen der Branche speziell aus Westdeutschland auf den Markt brachten. Deren Geräte untersuchten die Konstrukteure aus Neustadt um sie "auf Herz und Nieren zu prüfen". Die Pendelschutzhaube der HKS 160, 200 und 250 z.B. hatten Black & Decker und Bosch/Holzher in ähnlicher Form bereits für ihre Handkreissägen konstruiert. Dabei musste auf Patentrechtsverletzungen geachtet werden. Die Neustädter bei SEW waren schließlich in der Lage, eine einfache wie funktionale Eigenkonstruktion daraus zu entwickeln.
Der Export wurde jetzt über den WMW-Export-Import Volkseigenen Außenhandelsbetrieb der DDR abgewickelt. Ab der ersten Hälfte der 1980iger Jahre lieferte man z.B. für mehr als 10 Jahre die Doppelschleifmaschine SME126 an die Firma Bosch nach Westdeutschland, die dort als PSM125 angeboten wurde.
Ebenfalls wurde auch die Firma Friedr. Aug. Arnz, in der Bundesrebublik besser unter dem Namen "FLOTT" bekannt, mit diesem Doppelschleifer beliefert. Dort wurde er unter der Typbezeichnung TS125 vertrieben. Unter seiner ursprünglichen Typenbezeichnung exportierte man ihn auch nach Schweden. Die Deviseneinnahmen kamen dem Unternehmen natürlich nicht direkt zugute. In einigen Fällen konnten jedoch dringend benötigtes Material, Werkzeuge und Maschinen für die Fertigung aus dem Westen beschafft werden, um die Produktionsvorgaben speziell für den Export überhaupt erfüllen zu können. Nach der Wende kaufte dann Metabo diese Fertigungslinie und ließ damit Doppelschleifer noch eine Weile in Polen fertigen.
Pläne einer neuen Stichsäge mit der Antriebseinheit einer Bohrmaschine aus dem Mansfeldkombinat wurden nicht mehr zur Serienreife gebracht und konnten nicht mehr realisiert werden.
Die politische Wende 1989 brachte in seiner bisherigen Form auch für diesen Hersteller das Aus.
Trotz der erfolgreichen Rückführung und Reprivatisierung an den damals bereits 77 jährigen Herbert Kreuzahler am 01. Juli 1990, verlor man in den Folgejahren bis 1993 den Großteil seiner Kunden. Schließlich ging die Fritz Gross GmbH & Co. KG am 31. Januar 1994 in die Insolvenz. Die am 01. Juni 1996 von Dipl. Ing. Peter Bürger gegründete FG Fußbodengeräte- und Maschinenbau GmbH übernahm hauptsächlich den Geschäftsbereich Parkettschleifmaschinen.
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Abb: Handkreissäge HKS 160 A |
Typenauflistung (unvollständig) | |
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Schwingschleifer HVS 210 mit Antriebseinheit vom | ||
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